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JOHANNES BRUS | Kunstverein Ulm




"Medium Photographie - Johannes Brus, Chargesheimer, Sigmar Polke", 24. März - 20. Mai 2024 im Kunstverein Ulm. Eröffnung am Samstag, 23. März um 18 Uhr.

Johannes Brus, einziger noch lebender Künstler in der Ausstellung und bekannt für seine innovativen Skulpturen und Installationen, zeigt im Schuhhaussaal frühe experimentellen Fotoarbeiten, die einen Gegenentwurf zur Ästhetik der Hochglanzfotografie verkörpern. Die Motive, häufig unscharf aufgenommen, werden durch gezielte Einwirkung von Fotochemikalien ausgeblutet, um dann einzelne Partien zu entwickeln, abzudunkeln oder aufzuhellen. Dem Zufall überlassene händische Eingriffe in den Entwicklungsprozess verfremden die Motive atmosphärisch. Seinen im Schuhhaussaal ausgestellten indischen Maharadscha hat er auf Reisen im Land von Abbildungen entnommen, in Lebensgröße auf Fotopapier belichtet, mit Entwickler- und Fixierflüssigkeit bearbeitet und schließlich mit Farbe eingetönt.
Der Kölner Fotograf Karl Heinz Hargesheimer bekannt unter dem Künstlernamen Chargesheimer wäre 2024 100 Jahre alt geworden. Im Zentrum seines fotografischen Oeuvres steht, neben Portraits und experimenteller Fotografie, die ‘Streetphotography’ mit Schilderungen des Straßenlebens in Köln und anderen Städten. Der Kunstverein zeigt eine Auswahl seiner weniger bekannten Fotogramme. Ab 1950 experimentierte Chargesheimer mit abstrakten Lichtgrafiken auf Fotopapier und surrealistischen Fotomontagen: Bilder, die durch Licht und Chemikalien direkt auf Negative oder Fotopapier aufgebracht werden. Seine Fotogramme sind nicht nur fotografische Abdrücke von Gegenständen, sondern vielmehr künstlerische Kompositionen, die durch Licht und Schatten zum Leben erweckt werden
Auch Sigmar Polke transformierte Fotografie durch subtile Manipulationen und Inszenierungen, um sie als Grundlage für seine künstlerischen Visionen zu nutzen. Wie essenziell Manipulation für Polkes Werk ist, eröffnet sich in den bearbeiteten Fotografien zu „Athanor“, seiner Ausstellung im Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig 1986. An der Biennale bearbeitete er die Wände des Pavillons mit speziellen Substanzen, sodass sie auf das Licht, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit reagierten und sich entsprechend permanent im Wandel befanden. In seinen Fotos zu dieser Ausstellung, die in der Dunkelkammer weiterbearbeitet wurden, lebt diese Wandlung fort.
Der Großteil der im Schuhhaussaal ausgestellten Arbeiten aller drei Künstler stammt aus der Sammlung Prigge sowie aus einer privaten Sammlung. Der Maharadscha ist eine Leihgabe der Galerie Judith Andreae.